An einer Fassade stand eines Tages urplötzlich ein spanisches Gedicht und erregte öffentliches Ärgernis. Wie es da hinkam, ist einerlei, wichtig doch ist es, wo es hinkommt: in den Orkus bitte. Wenn ich dieses Machwerk nur sehe… Denn es ist durch und durch bedrohlich, da zu Recht vergangene Tage in den Zeilen zu uns aufschauen, schüchtern schauen – sexistisch – widerlich! Nur zu schön ist es doch, daß das Zeitalter der alten, weißen Männer untergeht! Was danach kommt, ist einerlei! Und wenn es eine Sintflut ist, liebe Leute, seid am besten durstig. Die Epoche der Romantik ist an uns vorübergegangen, aber Spanisch wird aberweilen gesprochen. Man setzt sich doch gerne mal die Übersetzung sanft ins Hirn, hier bitteschön, der starke Tobak vom ollen Gomringer, dem Schelm.

Alleen
Alleen und Blumen

Blumen
Blumen und Frauen

Alleen
Alleen und Frauen

Alleen und Blumen und Frauen und
ein Bewunderer
– Eugen Gomringer

Eines will ich ganz deutlich sagen, liebe Leute: solche Gedichte brauchen wir nicht. Wir nicht. Denn wir haben “Gendertrouble”, wie im Tagesspiegel “Ein Gedicht macht Gendertrouble”1 berichtet wird. Und uns geht es doch prächtig ohneso! Wer das Gedicht braucht, der solle, der soll mal, der – mhh, jetzt hab ich’s – der soll sich doch belehren lassen. Denn der Schmierfink, der soetwas schrieb, der ist heute nun, der ist heute, also nun, da kommt es – ach, ach, ja – der ist ein ganz armer Men– – auch nur ein Mensch.

Die vor einem Jahr vom Asta in sachlichem Ton vorgetragene Kritik, das Gedicht reproduziere „eine klassische patriarchale Kunsttradition“ und erinnere „unangenehm an sexuelle Belästigung“ […]

Als ich schon dachte, nun ist die Welt in Gänze verloren, schrieb ein Nutzer eine Erwiderung in der Kommentarspalte des Tagesspiegelartikels1, so, daß ich sie auch im Herzen recht verstand. Ein Kleinod, das erhalten werden muß:

Spanisch
Unverständlich und spanisch

Bedrohlich
Insgesamt auch bedrohlich

Unverständlich bedrohlich
Insgesamt nicht so schön

Für mich spanisch
– dahlemaleikum

Danke dahlemaleikum. Auf eine wundervolle Weise bringt es mich jedes mal zum Lachen, auch wenn es nicht von einer Wand lacht. Im Grunde ist damit alles gesagt. Aber das will nicht gelingen. Heute mir nicht. Heute ist mal wieder alles anders™.


Mal billig aus dem Tagesspiegel-Artikel zitieren andererseits geht leicht von der Hand:

Andrea Roedig, Herausgeberin der österreichischen Kulturzeitschrift „Wespennest“, glaubt hingegen sehr wohl, daß nicht erst die Kritiker dem Gedicht ein bestimmtes Frauenbild unterschieben: „Es ist ein Klischee-Gedicht“, sagt sie. „Es ruft das Klischee eines Mannes auf, der Frauen anguckt und sie toll findet. Das habe heute eben Geschmäckle.”

Frauen angucken und toll finden hat Geschmäckle – Ieh-gitt-ieh-gitt, ja wirklich, Frauen, scheiße ja, die will mir nicht gut schmecken! Und Frauen darf man nun nicht mehr anschauen und toll finden, es sei dann man heißt Elyas M’Barek oder Westerwelle und sieht entsprechend abenteuerlich und maskulin nach einem harten, schmutzigen Fick aus oder halt etwas ganz anderes. Nein, das nehme ich zurück. Gut, Westerwelle ist eine Kategorie für sich. Schon alleine der Nekromantik wegen, über Tote soll man ja nichts Schlechtes sagen und das will ich auch nicht. Ich bin ja auch kein Frauenversteher. Deswegen ist der Gedanke abwegig. Nein. Aber deutlich herausstellen will ich doch folgendes: bist du nicht attraktiv, du Hund, schau mich nicht an. Natürlich wollen Frauen angeschaut werden. Aber nicht von dir, du widerliches Schwein. Es sei denn, du siehst gut aus und stotterst nicht.

Übrigens, was war denn das, liebe FDP? Projekt 18: ich werde nie vergessen, welch ein großer Erfolg das gewesen ist, ganze achtzehn Promille locker erreicht und heiter drüber gewesen, einfach toll, der Wähler machte’s möglich — und genau das, wünsche ich der Zeitungsbranche, aber besonders den Journaillisten vom ganzen Herzen, die Käufer mögen entscheiden.

Na, dann wollen wir mal über Zeitungen reden. Wenn man heute eine Zeitung in die Hand nimmt, tut man es, weil man Ungeziefer (!) hat. Oft ist es nur ein Versehen, wenn das Ungeziefer bereits in der Zeitung wie ein Sushi-Röllchen eingerollt ist, sollte das Ungeziefer gedruckt worden sein, sollte man das Vater Unser dreieinmale aufsagen.
Hat man aber kein Ungeziefer, braucht man auch keine Zeitung, aber hat man trotzdem sie, schlägt man die Zeitung hin und wieder auf ohne Sinn, legt sie ratlos beiseite, was ist nun damit zu machen?, nimmt sie, wenn es heiß ist oder dann besonders, wenn sie in den Müll muß, so dieser nicht voll ist, wird der Wurf wohl recht gelingen. Besonders prämiert: Zeitungen erfüllen einen ganz vortrefflichen Zweck: sie sind gut für den Biomüll, weil sie den Fäulnissaft aufsaugen. Das ist das vollständig umgekehrte Verhalten – normalerweise saugt der linksgrünversiffte Leser den Marxismussaft auf, auch nicht von heute, hat dieser ein wenig – aber im Geschmack und in der Duftnote spürbar – Fäulnis angesetzt.

“In den Biomüll” ist das Loswort zum Hauptgewinn, da gehört sie auch hin, die rote Revolution, die Linken, der Marxismus, und die Zeitung, weil die Zeitungen ja ebenfalls im Sterben liegen, wird sich keiner aufregen, wenn es ein bißchen müffelt, Leute, das ist nun mal so, ist es nicht sein After-Shave, sondern die gute, alte Zeitung vom Zeitungsjungen. Obwohl er sich wohlweilen abmüht, weil er die linken Zeitungen ja kaum loswird, außer natürlich im Müll – immer gern gesehen – oder in der Landschaft im Draußen – man kennt es. Zwar kann man sie nach der ordnungsgemäßen Verwendung nicht mehr lesen, aber das will ja auch kein Mensch ist illegal. Niemand, keiner liest mehr Zeitung! Oder anders: wer Zeitung ließt, ist doof. Das war jedenfalls meine diesjährliche Redaktionsempfehlung. Keine Zeitung mehr kaufen. Oder sie lesen und bedächtig doof sein.

Und sollte man eine haben, Obacht, nur nicht mit ins Haus nehmen, es sei denn, man möchte es im Ungefähren unrettbar besudeln und danach feixend in Brand setzen, wäre die Zeitung nun ganz vom Feuer ergriffen, am kokeln, glimmen und lodern, so mag ein, sagen wir hier im konkreten, Tagesspiegel-Autor ja unumgänglich aufjaulen, um – wie eine lebendige Voodoo-Puppe – dadurch den sich zersetzenden Buchstaben eine Stimme zu geben. Denn pure Meinung reicht ja nicht mehr. Dem geneigten Leser muß sie ins Gesicht geschrieen werden. Sonst weiß er ja nicht, daß sie besser als seine eigene ist.

So2 das kommende Gedicht, das an die Wand geschrieben werden soll. Ein weiterer journaillistischer Auszug:

SIE BEWUNDERN SIE

BEZWEIFELN SIE ENTSCHEIDEN:

SIE WIRD ODER WERDEN GROSS

ODER KLEIN GESCHRIEBEN SO

STEHEN SIE VOR IHNEN

IN IHRER SPRACHE

WÜNSCHEN SIE IHNEN

BON DIA GOOD LUCK
– Barbara Köhler

Wir danken und rüffeln die Nase und wünschen viel Glock.

Durch die Großbuchstaben wird verunklart, ob es sich beim Wort SIE um das weibliche Personalpronomen der dritten Person Singular, um das neutrale Pronomen der dritten Person Plural oder um die ebenfalls geschlechtsneutrale höfliche Anrede handelt. So stellt sich ein leichter Verwirrungseffekt ein, man befindet sich auf dem schwankenden Boden, wo die Grammatik die Semantik beeinflußt.

Ja, ja, ja, kann man nur sagen. Schön gesoffen, Mädchen. Oder besser gesagt: nein. Verwirrt bin ich indes schon, aber der Grund liegt anders. Die Frauenschaft ist nur dem aktuellen Trend gefolgt, das eigene Land selbstlos ohne eigene Vorteile schicklich zu verraten und das war’s dann schon, Ende, den schwachen Männern sei dank. Keine zweite Chance, die Männer müßen nun wieder in den Krieg ziehen (!). Glücklich ist dieser, der erkennt, daß diesmal der Krieg vor der eigenen Haustüre beginnt. Da ist die Mobilmachung schnell erledigt, da kann man vom eigenen Sofa oder Dach aus sein Lager aufschlagen. Dann ist die Playstation mal aus, Kameraden. Und wenn man Glück sein eigen nennt, sieht man durch ein Fernrohr ein aufmunterndes Gedicht wie obiges an einer Hauswand, um die Moral zu stärken natürlich! Das brauchen wir auch. Denn sonst weiß man ja nicht, wofür man stirbt.

Ebenso wie schon Gomringer verzichtet auch Barbara Köhler auf Satzzeichen (bis auf einen entscheidenden Doppelpunkt), wodurch der leichte Schwindel, der sich beim Lesen einstellt, verstärkt wird.

Ja, der Schwindel ist heute sehr stark. Ich lese jeden Tag Zeitung und kann’s bestätigen. Ist es denn die Brille? Ist sie etwa wieder dreckig!? Ich soll mich nicht aufregen. Mein Arzt rät mir, keine Zeitung mehr zu lesen. Ich empfehle das Gleiche. Brillen empfehle ich auch, aber meine können ‘s nun nicht haben, ich habe ja nur diese eine.

Zu guter Letzt macht noch ein zusätzlicher typographischer Effekt das ausradierte Gedicht sichtbar: Das Schriftbild von Barbara Köhlers Werk soll so gestaltet werden, daß ein Eindruck von Durchsichtigkeit entsteht. Durch die Buchstaben schimmern einzelne Lettern der „avenidas“ durch. Die Dichterin erläutert dazu in der „Zeit“: „Aus dem Gedicht davor ist ein Gedicht dahinter geworden. Durch die Schrift läßt sich in die Zeit sehen: das Aktuelle erinnert das Vorherige, nimmt es auf, löscht es nicht aus.“

Das Gedicht wird nicht einfach nur ausgelöscht, weil einzelne Buchstaben gerettet werden, ist doch dieser symbolische Akt die Verneigung vor der Dekonstruktion von allem Bewährtem. Eine tolle Idee! Und so schicklich modern. Was für ein Hundsweib, was für ein Troublemaker will diesen Spaß nun gewagt als Rätsel auffassen und das alte, sexistische, patriarchalische Gedicht im Geiste wieder erkenntlich machen, so man sich noch erinnert, wie es eigentlich Damals war es Friedlich. Was für ein Spaß, für ein Mordsspaß! Ich denke, das ist eine gesunde Idee, wie so nur vom Menschen stammt, von ganz besonders gesunden, ja, wenn nicht gar den Gesundesten überhaupt. Denn man vermißt ja immer erst das, was man gebraucht hat, wenn es fort ist. Ist ja auch logisch, was man vermißt, ist weg. Und was weg ist und toll war, tut weh. Und daß es toll war und nicht erhalten wurde, ist unsere Schuld, dann tut’s noch mehr weh. Es tut hier mir ziemlich weh. Ein sehr progressiver Effekt, das Weh-Tun. Stellt sich aber nur bei solchen ein, die Hirn haben. Die kein Hirn haben, laufen trotzdem mit. Nennt sich Mitläufer oder nützliche Idioten. Denn nach der Revolution sind sie tot oder Sklaven des Systems. Das tut dann auch nicht mehr so weh. Manche aber sind so doof…

In fünf Jahren kommt wieder etwas Neues
Das neue Gedicht soll jetzt fünf Jahre lang die Südwand des Hochschulgebäudes zieren. Danach wird die Fassade im Fünfjahresturnus neu gestaltet.

Das Zusammenleben mit den Lettern ist alle fünf Jahre laut sozialistischem Generalplan neu auszuhandeln. Progressiv heißt immer noch vorne, voll in die Fresse und sich selbst ficken, Bätschi, tatsächlich voll in die Scheiße, immer nur weg vom jetzt ohne ankommen, nur Trouble und Probleme, und stets wieder neu flicken, bis alle vollkommen geisteskrank sind ob der Scharade, ein Ziel haben sie nicht, das Alte soll nur sterben. Die Konservativen wollen nur in Frieden ihr Häuschen gebaut haben und dann darin alt werden, nur ein bißchen Frieden, ein bißchen Sonne, alles ohne einen revolutionären Akt – den die Marxisten seit langer Zeit planen – , auch nicht unterm Hakenkreuz, die Sonne muß reichen, nicht zur Bespaßung – nein! Denn eigentlich sind wir Deutschen ja immer Nazis geblieben. Ich habe mich längst damit abgefunden, daß Linke das behaupten. “Wer nicht hüpft, der ist ein Nazi.”, so einfach ist das, sagen die Linken — Ich denke, ich kann für alle Deutschen sprechen, wir wollen nicht kopfüber in die Mülltonne geworfen oder danebst – die arme Müllabfuhr erschrickt – erschossen oder vergewaltigt werden, weil wir keine Kopfwindel tragen wollten. Das kann alles noch passieren, wenn es nicht längst geschehen ist. Dem Zufall sei dank, ist nämlich alles (!) möglich, bätschi! Deutschland 2018, oh die Möglichkeiten!

Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. […]

Hanns Joachim Friedrichs: Interview mit dem Spiegel3

Nicht zuhören, liebe Journaillisten. Der Haltungsjournaillismus ist besser, dieser bleibt. Es ist selten ein Genuß, was in den Zeitungen für Meinungen transportiert werden, so z.B. hier4 in “Warum es richtig ist, das ‘Avenidas’-Gedicht zu überpinseln”.

Das Gedicht von Eugen Gomringer ist sexistisch. Mit genial einfachen stilistischen Mitteln werden Frauen und Objekte semantisch gleichgesetzt und zum passiven Betrachtungsobjekt eines männlichen Flaneurs („Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer“).

Zum Schutze unser geistigen Gesundheit will und kann ich keine weiteren Beispiele verlinken, der Zustand der Presse ist schon schlimm genug, weil man gut weiß, daß ihr guter Ruf einst berechtigt war. Gut, ich habe andere Motive. Hier5 “Unterzeichner der ‘Erklärung 2018’ sind Besorgnis erregende Bürger” ist noch etwas Schönes, was ich mir gefunden habe. Vieles mag dumm sein, das hier ist ein regelrechter Volltreffer.

Was geht da vor? Auch und gerade zum Beantworten dieser Frage ist die „Gemeinsame Erklärung“ ein kostbares Geschenk. Sie holt die Trolle und Grollenden aus ihren verstreuten Nischen ans Licht und liefert der Politik wie der empirischen Sozialwissenschaft einen Schatz an Datenmaterial, der sich anders kaum je hätte heben lassen. Mit der anschwellenden Liste wird, wie einst Negative in der Entwicklerflüssigkeit, ein ganzes, neues Milieu sichtbar, samt Berufen, Lebensläufen, Publikationen, Websites, Aspirationen und Frustrationen.

Immerhin rund 2000 der nun angeblich 80 000 Unterzeichner tauchen mit Namen auf. Hoch ist nicht nur der Anteil Ostdeutscher, sondern auch der Anteil derer, die angeben auf kreativem Terrain tätig zu sein.

Glück gehabt, ich kann darüber nur lachen. Ich hoffe, ihr auch. Denn wer da nicht lacht, ist am Ende oder hat keinen Humor. Und Humor wollen wir doch alle haben? Besonders, wenn wir am Ende sind, wollen wir meist noch einmal lachen. Einmal noch, bitte, du ewige Grinsekatze. Aber da ist uns das Lachen schon vergangen, weil das Ende uns betrifft, die wir noch etwas von Wert besitzen. Und sei es am Ende nur unseren Verstand. Wenn wir den verlieren, heißt es nicht unbedingt Kopf ab, nein, nein, nein. Wirklicht nicht. Vielleicht ist man einfach nur Politiker. Das kennt man, da bleibt der Kopf dran.

Wollen wir wirklich so mit unserem europäischen Kulturgut umgehen? Ich denke ja, denn die Unterwerfung ist bereits im Gange. Aber das ist eine andere Geschichte, die auf den Straßen erzählt wird.

Ente gut, alles gut? Das kann man vielleicht gar nicht mal genau so sagen, lassen sie es mich besser so sagen: es gibt Solche, die ihre gekrönte Eigeninterpretation des Gedichtes genau so stark verdammen, wie jene Wand, auf der es geschrieben steht.

Das Gedicht ist für Klardenkende auch nicht ohne Sympathien, denn auf den Punkt gebracht spricht es: Bienen und Blumen, das sage ich dir, denn dies ist mein Kern, in dem deine Freude aufgehen kann, wie dir das Leben gelingt, wenn ich dich zeitlebens begleite, dann ist es mein Impetus, den ich mit dir teilen will. Wer’s nicht so deutet, hat sein Wesen nicht erkannt.

Hihi, wohl sind Frauen heute auch nicht mehr Gebärmaschinen, da ist was dran! Die Zeiten sind vorbei, daß sie für Nachwuchs sorgten. Deutsche sind ja eine aussterbende Rasse. Morgen kriegt jeder Mann zwölf Kinder. Sie sind auch nicht mehr zum Angucken und Bewundern, denn das wäre sexistisch trotz ganz viel Schminke in der Fresse. Sie können auch nicht kochen, es gibt ja Kochbücher, mit Bildern, extra-groß, zum Ausmalen und Aufkleben und Sattdenken. Da kann jeder so viel lesen, wie er will, er wird nicht satt, also so schicklich modern, so sozialistisch, so fein und edel – wie mein Arsch. Und wenn die Bilder nicht sättigen, hilft alles nichts mehr, es muß eine Mahlzeit her. Gut, daß Männer mittlerweile gar nicht mal so schlecht kochen können. Um so besser können Frauen heute jederzeit fern-quatschen am Fernsprecher, du bist echt dufte. Glorreiche Technik, die du seit Jahrtausenden endlich die Frauen ruhigstellst! Die heilige Triade: Penicillium, Valium, Telephonium. Denn besser ist es, daß eine Frau einen anderen vollquatscht. Besser ist es. Warum Frauen noch existieren, weiß ich auch nicht. Ich bin sicher, die sterben bald aus. Und schon morgen kriegt jeder Mann zwölf Kinder.

Bald wird man sagen: sehet, das Gedicht ist weg. Kunst verschwindet, weil’s nicht mehr genehm war. Es wurde über die Nacht ein falsches Wort. Und Linke kennen falsche Wörter. Sie diktieren die Sprache. Der Nächste wird sagen: stand da nicht einmal ein unheimliches Gedicht? Was, wo? Ist doch verboten! Und der Dritte wird sagen: die Wand ist weiß wie meine Herrlichkeit.

Zeigt ganz deutlich, daß manche schlicht überfordert sind. Man kann den Dialog nicht mit Idioten suchen, ohne nicht selbst ein Idiot zu werden. Aus dem Sumpf muß man am Ende immer sich selbst an den Haaren heraus ziehen. Leider, leider kann man nur sprechen: so dumm wie ihr seid, dazu habt ihr wenigstens nicht auch etwas getan, denn diese urige Dummheit, aus der ihr nicht hinausgestiegen wart, war euch einst vorgegeben, so habt ihr das infantile Denken gut bewahrt, das aus euch spricht. Ihr Kinder aber, auf euch will ich nicht jede Tage hören. Ich kann mich nur mit meinen Tränen trösten.

Die nächste Version des Jahres wird bestimmt besser. Auch wenn es nicht besser wird. Das nennt sich nun Fortschritt und ist ein Prinzip, das aus der Technik kommt. Wer noch im alten Jahr bleibt, ist ein Ewiggestriger, der vor sich hin muffelt. Und wenn der Fortschritt nicht schnell genug kommt, weil man ja so ungeduldig ist, kommt ‘ne Revolution – man stellt auf Durchzug, das wird dann im Allgemeinen ein Rückschritt. “Wie konnt’ das nur geschehen?” Und dann fängt man wieder von vorne an, denn irgendwann muß es ja klappen. Ja, hat doch der Marx, der Menschenkenner, in seiner roten Bibel gesagt, daß es klappen muß. Und was der sagt, will ich gut versinnlichen. Denn ich liebe doch alle Menschen. Und du doch wohl auch, oder? Nun sag, wie hast du’s mit Marx? Du bist doch wohl ein herzensguter Menschenfänger.

Oh, richtig, ja ist’s denn schon so weit? Schwierige Frage, du kleine Bitch, mach dich mal sauber, das sieht ja übel aus. Du bist ja gar keine richtige Frau, wo steht denn mein Essen? Übrigens will ich 12 Kinder, aber nicht von dir. Ich will ja richtige Kinder und keine Köter. Ich glaube, jetzt geht mir gerade der Platz aus…