2007-2014

aus winzig spalt erdmassner sohl
aus einem enge loche hohl
brach mein leib und trug sich fort
fern verschwand er
doch ich blieb dort.

wie jäh hügel wie forst sich finden
gleichwie flächen das land erringen
inmitten der fernsten verdichtungen
von allerkleinstem leben

hellung strich getuschter streif
kolben gräser pinsel stiele
erzählen einverleibten ausruf
wo unerhörte einigkeit

flüsternd am weiher schweben
im pulse des weihers beben
der reichen taue rinnsäle trübe
so zaghaft formen sich fort

und nebel klingt an
der fenster gestaltend
alles ist verwirklichung
hier in der wirklichkeit.


der kühle gebrechliche pfad
im hohlweg dort lummert
nah das nebenlicht des mondes
unkenntlichkeit im hain.

auf dem saume der moose urig schicht verwächst
feuchte an starr stammes rinde weitflächiglich
an noch saftig gabeln gedeihen mistelfrüchtelein
glockengleich am unerreichbar nahesten greise

so fruchtbar furchen an dem stamme
der friedlich an dem grabe wacht
und dessen stechend wurz es weit
in meinen sarg geschafft.

ein toller schlag der gottesritter
golden krönt des wipfels schwingen
ehedem das prächtige leben von eben

wie er sich biegt vor schmerz und leid
als er erwacht knackt und stöhnt
und borke platzt und splittert
und er schreit den schall des lebens
nieder ins erdreich mit walzender peitsche.

in lichtung des matten mondes reif
einsam durch feurig astlaub beschattet
dort sich an einer schiefen eiche stamm
verkohltes fleisch tief im endgang befand.

das tänzelnde schwarze laub kniet
schwach in wirkung der winde wunder
ein später mut und doch ich vergeb
dem erloschnen scheiterhaufen zunder.

in meiner erscheinung aura verwebt
zorn durchwegs mein mager leib hinfort bewegt
fäden die umstricken das fleisch
nähren und lenken den geist
solche die als wir währten dichter gewebt
mit jeder unarten seide fleischesrot.

ich gast in alter Faßung weiß
aus später einsicht rat sei
wahres hoffen einzig
den geistern vergeben.

gewahr wird welch wirrende gewalt
der ich wie erhofft wierlich erlegen
die wachsam sich versteht
die lebensfäden von wesen wie mir
zu bewegen so sorgfältig
daß schon bald wir geeint
zu ruhe treten geeint
ein wundersamer wunsch
der sich wird erfüllen.

so taub die stimme sinnestrunken
entmachtet versprühe leidensfunken
der wahrnehmung grenze am sprengen
der engel blaß flügel versengen
so gegenwärtig des himmels pracht
wo tausende todesfeuer sind entfacht
die gedanken wollen nicht rasten

dem satan manche lobgelieder
oh sog du der kehle trocken
singt mein geist und läßt sich locken
vom blut der tiere freßgefieber:
“so hoch der flure weites feld
wie funkelnd grell des himmels zelt
so zartes rufen auch der tiere
fressen beutesfetzen gierig.

so finster noch die graue nacht
wie klamm die luft im rachen schwebt
so farbenfinster des mondes macht
behütet die scheißende nachtigall.

so weiß der götzen hauch
sich in meiner erscheinung verirrt.

so beruhigend der glühwürmchen korona
an manchen gräbern tanzen.

so behutsam die mauern wurden gesetzt
auf ein auf ein
mit allerlei verbunden gemischt
und gesetzt
und fest
ein auf ein”

nur kurz ruhe ich schon entzwien
an einem steine seltsam schrift
diesorts der meine singsang balde
auf aufmerksamkeit trifft
ein alter wohl entsetzt fährt empor
stößt die sohle auf verharrt in positur
ein drohender geistesblitz war seiner kräfte trieb
umwindet er der grabplatten siegel und siegt
um diesen stümprig behuften frei-geist
der “endlich” gellt lang
um diesen glücklichsten tor
gestalten sich vergessne schweife
die sich in kürzesten schritten versammeln
ein dunststoffner umhang
aus dem mit ersättlichen worten erklang
denn “noch niemand habe befolgt meine rufen”
und bereits sich mir friede stellte sich ein.

die totenruhe zerrt an der nebelsdecke
gleichsam den umhang der grauen schwaden zu dünnen schleifen
hinfort auf der toten grund sie sich krümmen
verflachen und kräuseln ergeben mit windendem hauchen
die zeit scheint sich nicht zu beachten.

niemand zuvor – nur ich habe erkannt
daß unter tage sich
jener sonderlicher geist befand
der zur sterbensstunde göttliches verstand
und gab mir dank und weiter teilt sich mit
erneut klagt er an die stille zeit
die er lag des liegens krank ihr leid
doch nun solle niemand seines schicksaales mehr wähnen
da in ihm universelles bewußtsein geschaffen sei
und vergießt mir liebkosend durch dampfende tränen
ein teil seiner saftigen weisheiten fülle
ich kostete und alsbald mein hülle auch ich
träg innesank.

wie ich in gedankenbildern schwebe
als würde die urkraft des daseins walten
begreifen die sinne nur unverbundenheit.

sinnlos nehme ich wahr die welt
kahl und kalt zeigt sie sich mir
obacht der strahlenden firnis die sich zerbrach
sich die halle der wahrheit ergießt hinein und
durch die mauer des schlafs das hintertum hinaus

jede der scherben reflektionen eigenartiges schillern
offenbaren als mögliche visionen
die lebensfarben deren verschiedenartige kombinationen
dem kosmos wie einem opale innewohnen
und mir einst das leben gaben.

so leer die plätze voller wunder
nichts gilt mehr alles scheint möglich
wahrheit bleicht durch zerstobene schichtungen der täuschung.

mir war nicht viel
mehr mit mir.

nur solche die tagein sich zu verstummten begeben
die den frieden suchenden
die kommen
suchen nicht,
ja, “den du beweinst, ihn suche nicht hier,
wo die Hülle nur modert (mordet),
einst über die Gräber empor schwang der Unsterbliche sich”. [^1](Petrus Vincentius aus Breslau, https://www.olesnica.nienaltowski.net/brama_cmentarna.htm)

er spricht
ich erbrach
hörte ihn wohl
aber galts (auch) nicht mir:
“erde legt sich so nahe
atem fehlt in dieser bahre –
flur nur flur die male tragen

erde schmiegt sich an so balde
atem der versiegt im walde –
oh! wie eng das kalte fleisch sich hat
oh! wie eng das kalte fleisch sich hat!”

er vergaß sich beim reden
überschlug worte spie speichel
erschrak vor sich stumm
ertrank und ließ kurzweil ab von dem leben

“welch welt” rief ich dem schwindenden geiste nach
die nacht ging mit —– ich noch im schlaf
finde mich liegen in einem menschen kreise
gefeiert wird der verstorbenen ende reise

faltige hände umschlingen die stühle
stemmen herzverrutscht entgegen die lehnen
bei des morgends kühlem frischenhauch atem:
ein belebungsversuch der geister von hier

viele verdächtige tränen erscheinen
der morgentau nimmt ungehalten auf
die mäuler öffnen sich sporadisch
singen verhalten einger liedchen laut
preisen den tod gemäß bringen tribut
wie in kirche chor und abendmahl
verdauen angst mit dem herzen.

nebst der sohlen gräber patronen und mauern
alswie gerufen kriecht schleichend die grüne maische.
das heiligtum das wir früh einst betraten
jetzt der grabschände zornig nicht länger ruht.

welke prachtblätter fassen tiefen mut.
fäulnis steigt hoch der faulenden kronen.
die leichenstädte in denen totgesagte fleddern.

bleiche körperkolonnen mimen wurzelgeäst.
verschieben sich lavaartig wie geschwüre.
pressen eifrig scheiße seitwärts fliehende.

grelllichter und lautschreistöhnen der maschinen.
geschißgestank durchdringt pollenzyklisch.
durchdringt die mauern des schlafes.

als werkzeug des lebens der mensch sich am selbigen zu rächen
sich freut über die faule frucht der menschlichen erkenntnis
den trost den pfarrer selbstsicher gaben am sterbebett
widerstrebte tröstend zu wirken nun
den trost so weiß jetzt ich habt ihr im leben eben vom leben verzehret
es ist nichts mehr da für euch vom ganzen paradies
das scheißgesindel hie darf jetzt zu beten beginnen


Addendum

Ihr liebt eure heiligen Eichen und
umgebt sie liebevoll mit Hecken. Von den Götzen, die ihr dort verehrt, erwartet ihr neue Lebenskraft. Es wird eine bittere Enttäuschung für euch werden!

Jesaja 1,29; Edition Die-Gute-Nachricht-Bibel

Erstellungsdatum
12.03.2007